„Pärchen verpisst euch!“


„Keiner vermisst euch“ schrieben die Lassie Singers bereits in den 1980ern. Im Frühling werden die Paarbildungen bekanntlich zur Plage. Oder, wie der Moderator einer Gartensendung es formulierte, „Im Friehling sprießen die Triebe“ (Pardon! Frühling). Eigentlich hat man sich schon fast daran gewöhnt. Im Frühling hat man eben die Motten und…Pärchen.

Während gegen Motten doch recht wirksame Abwehrmaßnahmen entwickelt werden konnten –  Klebefallen, oder für die Tierfreunde eben Lavendel – wurde gegen Pärchen leider noch kein wirksames Mittel gefunden. Denkbar wären Lebendfallen, oder eben eigene Parks mit rosaroter Dekoration, die alle Menschen mit unvernebeltem Hirn das Weite suchen lassen. Eine friedliche Koexistenz wäre unter bestimmten Bedingungen möglich, beispielsweise durch angenehm separierte Sektoren. Eine gut ausgestattete Militäreinsatztruppe zum Schutz der Bevölkerung vor Romantikfreund*innen könnte im Notfall für den nächsten Planungsschritt vorgesehen sein.   

Die Spaziergängerin, die Erholung in den Parks und an den Auen der Stadt sucht, wird zunehmend von händchenhaltenden Paaren mit debilem Gesichtsausdruck blockiert.

Nein, da steht kein Pferd auf dem Flur, auch kein Kalb, sondern ein „Couple“.

Manche mit festem Griff aneinandergeklammert, so dass sich die Frage stellt, ob es sich um eine gegenseitige Gehhilfe handelt, andere die Arme weiter gespannt, was irgendwie an den deutschen Schulsport erinnert. Neben Völkerball war Kettenfangen ein Favorit der Exekutive der Leibesübungen.

Wesentlich sympathischer erscheint dann doch die Reaktion eines empörten Kleinkindes, das den Klammergriff der Eltern vehement ablehnt, mit den Worten „Alleine gehen“. Hier könnte es sich um potentielles zukünftiges Personal für die Anti-Romantik-Armee handeln, oder Anti-Symbiose-Armee. Das bliebe zu überlegen.

Aus der näheren Ansicht lässt sich zumindest für die erste Phase der Verliebtheit konstatieren, dass am Objekt kein Makel gesehen wird. Oder handelt es sich dabei um eine stillschweigende Übereinkunft? Da ein In-der-Welt-Sein leider auch oft bedeutet, kontinuierlich in Frage gestellt zu werden, und das zugegebenermaßen auch anstrengend ist, gibt es dann diesen Raum, wo das so gar nicht passiert. Ein Hola sozusagen.

Klingt erst mal ganz entspannend, kann aber auf die Dauer zur einvernehmlichen gegenseitigen Verblödung führen. Im Extremfall könnte sich die Frage stellen: Sind Pärchen noch integrierbar? Denkbar wäre auch die Entwicklung von Ausstiegsprogrammen zur Reintegration. Programmpunkte könnten sein: Alleine Laufen (!), Konflikt, Realität für Anfänger.

Also am besten man erspart sich den Schmonzes und meidet Paarbildungen. Auch um der Gefahr der Ansteckung zu entgehen. Denn Pärchen neigen dazu ihr „Glück“ oder Ähnliches eben auch Anderen angedeihen lassen zu wollen. Vielleicht werden auch, wie in der Zellbiologie, freie Radikale als eine Gefahr für derartige Molekülverbindungen betrachtet.

Die missglückte Paarbildung bleibt hier erst mal außen vor. Nach dem Motto: Besser Werthers Echte als Werthers Leiden, oder so ähnlich…