Judith Goetz: Angriffe auf Kunst und Kultur

Rechtsextremer Ideologie entsprechend zielen aktuelle politische Bestrebungen der extremen Rechten in Hinblick auf Kunst und Kultur zumeist auf eine Re-Traditionalisierung sowie eine Re-Nationalisierung ab, um die Erhaltung und Förderung der “Volks- und Brauchtumskultur” sicherzustellen. Dies spiegelt sich beispielsweise in der Forderung nach mehr finanzieller Unterstützung für österreichische Künstler_innen, Heimat- und Traditionsvereine oder Respekt für “unsere” Kultur wider. Zugangsweisen wie diese verdeutlichen dabei vor allem die dahinter stehenden nationalistischen, völkischen und naturalisierenden Konzepte, die rechtsextremer Ideologie zu Grunde liegen. Hinzu kommen außerdem Leistungseffizienzgedanken und Hetze gegen Andersdenkende, politische Gegner_innen sowie Menschen, die nicht zur österreichischen Mehrheitsgesellschaft gezählt werden. In jedem Fall bedeutet ein derartiges Verständnis von Kunst und Kultur eine drastische Verengung des Kunst- und Kulturbegriffs, deren Ziel nicht nur die Ausmerzung des kritischen Potentials ist. Gesellschaftlichen Ausverhandlungsprozessen wird durch den Rückgriff auf vermeintliche Natürlichkeiten zudem auch jede Dynamik genommen.

Judith Götz ist Literatur- und Politikwissenschaftlerin und Mitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (www.fipu.at) sowie des Forschungsnetzwerks Frauen und Rechtsextremismus.