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Sigrid Heistinger: die liebe ist ein kind der tat

05.11.2015 @ 20:00 - 23:00

die liebe ist ein kind der tat.

Die Festung Europa zum Einsturz bringen, mit NÄCHSTENliebesEHEN?
TRAU dich!
Schließ eine eingetragene Scheinlebensgemeinschaft oder eine Scheinehe mit dem Partner, der Parnterin, oder den PartnerInnen Deiner Wahl.
Du kommst allein? Kein Problem! Auf Wunsch bemühen wir uns vor Ort den passenden „Ehepartner“  oder die ideale Zweckgattin -ganz indivuell für Dich- zu finden! Du kommst mit dem Scheinpartner deiner (Schein)Nationalitätenwahl, und wir trauen euch!*

Ausgestattet mit Möglichkeiten zur spielerischen, nonformalen Auseinandersetzung mit dem gesellschaftspolitischen Symptom der Scheinehe und den systemischen Ursachen für ihre traurige Notwendigkeit, wird unter Einsatz theatraler Elemente die Vision absurder Möglichkeiten gestaltet.
Die entrückte Idee einer Welt, in der nicht nur Waren- und Kapitalverkehr global agieren dürfen,  sondern auch Menschen.

Kostüme. Kulisse. Trauungsritual durch in Scheintätigkeiten geschultes Team. Inklusive Hochzeitspolaroid.
Donnerstag 05.11 – Samstag 07.11.2015, jeweils von 20.00 Uhr bis 23:00 Uhr

Konzeptionialisierung, künstlerische Leitung, Umsetzung: Sigrid Heistinger
Entwickelt für das queerograd Festival 2015, in Kooperation mit KiG!
blueprint: Andrea Schabernack, Florian Rüdisser

* rechtlich nicht bindend!

Sigrid Heistinger Generalistin, leidenschaftliche Kulturaktivistin, freischaffende Künstlerin sowie selbstständige Trainerin im Bereich kreative Strategien zur Verbesserung der Gesamtsituation. Seminare zu buntem Artivism und Upcycling, Visualisierungstechniken. Ehemalige Präsidentin des Spektral (basisdem.organisiertes Kulturzentrum und Freiraumprojekt / Graz), vormals Vorstandstätigkeit im Traumwerk (offene Werkstatt & Kreativraum /Graz). Projektmanagement und ehrenamtliches Mitwirken bei Initiativen wie dem Lendwirbel oder OpenSpace. Kritische Songwriterin. Schwerpunkte: interdisziplinär gedachte Vernetzungsinitiativen, Projekt-, Struktur- und Ablaufcoaching im NGO und NPO Bereich, gestaltendes Handwerk und Upcycling, Visual Notetaking und Visualisierungen auf Großformat.

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Überlegungen zur Scheinehe im Kontext der aktuellen Entwicklungen in Bereichen wie Flucht und Migration, sowie der grundsätzlichen Fragestellung zur Rolle des Staates im Privaten

Wie dicht werden unsere europäischen Grenzen werden? Und werden Sie auch um unsere Herzen gezogen?
Werden künftig Ehen mit Menschen anderer Nationen weiter erschwert?

Die seit 2006 restriktivere Gesetzgebung zu Aufenthaltstiteln ziehlte darauf ab, Scheinehen unattraktiv zu machen. Pecht gehabt! Auch wenn jemand seit 10 Jahren eine Beziehung führt und es gemeinsame Kinder gibt, ist das kein Grund für einen positiven Aufenthaltsbescheid.

Durch den bloßen Akt, einen Ausländer zu heiraten, machen Sie sich verdächtig, eine Scheinehe zu führen.

Vgl. Kurier Artikel vom 13.3.2013 …sobald eine Person aus einem Drittland ins Spiel kommt, landet der Akt automatisch bei der Fremdenpolizei. Das ist übrigens nicht nur bei der „normalen Ehe“ so. Gleiches gilt auch bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. „Wir haben auch schon zwei Frauen angezeigt“, berichtet Ber. „Das macht für uns keinen Unterschied.“

Die Scheinehe, oder auch „Aufenthaltsehe“, wie sie seit Einführung des Fremdenrechtspakets 2005 bezeichnet wird, meint „Eine formal gültige Ehe, deren Zweck nicht die Bildung einer ehelichen Beistands- und Lebensgemeinschaft ist, sondern die ausschließlich geschlossen wird, damit einer der Partner, beide oder Dritte einen rechtlichen Vorteil aus der Eheschließung ziehen.“

Jedoch: Was ist eine Beistands- und Lebensgemeinschaft? Doch schon auch,  wenn man jemandem das Leben rettet, indem man denjenigen oder diejenige heiratet, und so die Migration in ein sicheres Land ermöglicht?  Oder weil der Scheinehepartner so der Perspektivlosigkeit einer, auch von europäischen Wirtschaftsinteressen, gebeutelten Gesellschaft entkommt?
Beistandsgemeinschaft. Lebensgemeinschaft. Überlebensgemeinschaft. Nächstenliebe?

„Eine Ehe, die zum Zweck der Erlangung der unbeschränkten Aufenthaltsmöglichkeit im Inland oder des ungehinderten Zutritts zum österreichischen Arbeitsmarkt erfolgt, kann vom Gericht für nichtig erklärt werden.“

Statistiken über eventuell fälschlicherweise aufgelöste Ehen gibt es nicht.
Die Grenze zwischen Zweck- und Scheinehe ist fließend. Und doch entscheidet der Staat darüber, wann eine Ehe legitim ist und wann wirtschaftliche und soziale Faktoren darauf schließen lassen, dass sich der österreichische Ehepartner oder die Ehepartnerin nur etwas dazuverdienen wollte.

Geld oder Liebe?

Vgl. Artikel in „die Presse“ vom 25.08.2009  Zumeist sind es Österreicherinnen aus „niedrigem sozialem Niveau“, erklärt Tatzgern, „die einen Nichtösterreicher heiraten“. Den Frauen würden dafür in aller Regel zwischen 3000 und 5000 Euro angeboten.

In dieser Installation und Performance wird die Frage gestellt, in wieweit der Staat die Berechtigung hat, in das Privatleben der Bürgerinnen und Bürger einzugreifen. Inwiefern er die Kompetenz besitzt, die Entscheidung zu treffen, welche Art Ehe jemand führt. Und ob der Verwaltungsaufwand lohnt, für die wenigen hundert Fälle pro Jahr, die zur Anzeige gebracht werden.

„Welche Farbe hatte die Bettwäsche beim ersten Geschlechtsverkehr mit Ihrem Partner?“  –  Diese und andere Fragen müssen Menschen in Österreich über sich ergehen lassen. Unbescholtene Menschen, die binationale Ehen schließen. Etwa mit einem Drittstaatenangehörigen.

Erwarten Sie, einige Wochen nach Ihrer Hochzeit von der Fremdenpolizei besucht zu werden?  Beamte, die in Ihre Wohnung eindringen? Ihr Leben analysieren? Ihnen peinliche Fragen stellen? Zu Ihrer Beziehung, zur Freizeitgestaltung, Ihrem Sexualleben?
Stellen sie sich vor, die Polizei befragt ihre Nachbarn und Arbeitskollegen. Fragt, wie sie Ihre Beziehung zu Ihrem Partner einschätzen.

Es sei „ein sehr sensibler Bereich“, sagt Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt, „denn wir müssen in die intimsten Bereiche des Lebens eindringen.“
Müssen sie?

Vgl. Art. 1 der Menschenrechte
Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstbestimmung.  – Jeder Mensch und jede Gruppe hat demnach das Recht, seine eigenen Angelegenheiten frei und ohne die Einmischung von anderen – insbesondere von staatlichen Stellen – zu regeln, soweit sie sich im Einklang mit den anerkannten Regeln der jeweiligen Gemeinschaft befinden.

Jeder Mensch hat das Recht auf Freiheit von willkürlichen Eingriffen in die Privatsphäre? Solange bis er einen Drittstaatenangehörigen heiratet.
Wer macht diese Regeln? Und wann haben wir ihm die Macht dazu gegeben?

Titel: die liebe ist ein kind der tat.
Installation und Performance mit theatralen Elementen über die verfasste Gewalt des Staates. Ausgestattet mit Möglichkeiten zur spielerischen, nonformalen Auseinandersetzung mit dem gesellschaftspolitischen Symptom der Scheinehe und den systemischen Ursachen für ihre traurige Notwendigkeit, wird unter Einsatz theatraler Elemente die Vision absurder Möglichkeiten gestaltet.
Die entrückte Idee einer Welt, in der nicht nur Waren- und Kapitalverkehr global agieren dürfen,  sondern auch Menschen.

Konzeptionialisierung, künstlerische Leitung, Umsetzung: Sigrid Heistinger
Entwickelt für das queerograd Festival 2015, in Kooperation mit KiG!
blueprint: Andrea Schabernack, Florian Rüdisser

Bildrechte liegen bei der Künstlerin

Details

Datum:
05.11.2015
Zeit:
20:00 - 23:00
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