ORF-Mittagsjournal: “Sie haben jetzt bereits angesprochen, dass es da durchaus Mängel gibt, wenn es um das Wohl der Kinder geht. Immer wieder wird in derartigen Fällen ja kritisiert, dass nicht auf jene Menschen gehört wird, die am nähesten [SIC] dran sind, also etwa Nachbarn, Mitschüler, oder andere, die am besten beurteilen könnten, wie gut integriert Asylwerber tatsächlich sind. Zu welchem Schluss kommt denn da die Kommission bis jetzt?”
Kommissionsleiterin Irmgard Griss: “Unserer Meinung nach ist es ja selbstverständlich, dass diese Personen angehört werden müssen, die eine Familie aus der Nähe kennen. Denn wenn es um die Aufenthaltsberechtigung plus das humanitäre Bleiberecht geht, dann spielt ja der Grad der Integration eine große Rolle. Der ist entscheidend. Und wer kann das am besten beurteilen? – Das sind doch die Menschen, die mit diesen Familien Kontakt haben; und ich krieg’ da Briefe von Leuten (…), die mir schildern, dass Familien wirklich integriert sind – also die sind sechs, sieben Jahre in Österreich, die Kinder gehen da in die Schule, haben gute Leistungen in der Schule – und diese Familien leben in der ständigen Angst, abgeschoben zu werden. Das ist doch eigentlich ein unhaltbarer Zustand.”
ORF: “Und die Stimmen dieser Menschen, die eben nah dran sind, werden derzeit nicht ausreichend in Betracht gezogen?”
Griss: “Nein. Es gab ja Härtefallkommissionen, also Kommissionen, in denen die Gemeinden und die lokale Ebene eingebunden waren, und das gibt es ja nicht mehr, nicht? Das wird jetzt einheitlich entschieden (…)”
ORF: “Jetzt gibt es ja auch das Instrument des humanitären Bleiberechts, das der Innenminister gewähren kann. Würde das nicht im Prinzip genügen?”
Griss: “Natürlich, und es wird ja auch oft gewährt (…) Aber die Frage ist: Welche Informationen werden verwertet, um darüber zu entscheiden, ob eine Familie, und ob Kinder eine solche ‘Aufenthaltsgenehmigung plus’ bekommen sollen? Und da haben jene Menschen, die die wirklich gut kennen, weil sie mit ihnen leben – weil sie in der Gemeinde, in der Pfarre, wo immer, mit ihnen Kontakt haben – deren Stimmen haben viel zu wenig Gewicht.”
Wir lassen das mal sickern. Und ab jetzt kleinschreibung, weil sickern.
“jene menschen, die die wirklich gut kennen”
“deren stimmen haben zu wenig gewicht”
“dass diese personen angehört werden müssen”
“die eine familie aus der nähe kennen”
“und die stimmen dieser menschen”
die stimmen deren stimmen
meine seele! hörst du mich wir hören wir die stimmen jener menschen aus der nähe
die stimmen auf das christlichste zum chor sich dingeldingsbums
oh meine seele!, auf das christlichste sich rummlrammbamm
es werden klinglklang die stimmen aus den gemeinden oder pfarren
die stimmen aus der gemeiden oder pfarre sie werden hui und saus und polyphonysummsummsumm zum engelszungenchor verchort
ein freundliches gewölk werden die stimmen der menschen die die
sie steigen fesch und steil und gotisch auf die stimmen von den menschen aus den gemeinden und pfarren die die wirklich kennen
seele hörst du
sie sammeln sich im leeren sonstn bleichen himmel spinniwebelicht
sie stimmen simmen stummen summen ein gewölk zusamm
so meine seele hörst du aus der nähe dichtet sich
die nähe dieses kennens näht eine flauschewölk zum watteweichen wolkenland
auf welchem watte stimmen summen stummen simmen wolkenteppelicht im himmili wie in ein parklandschaft ein blanke burgengrenzenlandlich parklandschaft spazierilieren wir
du meine seel’ und ich
da sind wir auf den stimmen dieser menschen neuzeitlich und fesch herausgeputzt auf denen wir spai zier
spai zier ilieren
im wattewolken stimmenpark im himml
da tragen wir barockperückilücke schnörkselsamt-culotten absatzschuh’
oder man ist mit ruß im gsichterl barfuß und ägypterländler kopfputz wie der monostatos von einer zauber flöten bühnen
du, meine zauberseele, wie ein zaubermorgenländer mohr;
ich wie ein prinzlicher mit-weitblick-prinz eugen
ei wie so vielse süßelt
in diesem himmlichen barock des himmelischen himmels
spazirilieren wir im himmelspark
es tragen uns die choren stimmen dieser lieben menschen die die menschen die in den gemeinden und den pfarren
und tragen watteweich nicht nur uns meine seele
es tragen diese flauschen wolken auch noch viele andern hier
lustwanderln viele
und grüßen freundlich brav halli hollu lustwandwand
wir grüßen zruck
hallo du flüchtekind und flüchtekind und flüchtekirilind
hallo du süßer knopf mit kullerauge
halihallo auch flüchtimama flüchtipapa flüchtiomama
ja mit der ganzen flüchti sippschaft
auf wolke nummer summsumm in barocken klängen
und wir verstehen uns schon auch so von mensch zu mensch nicht wahr ganz unmittelbar
und ich weiß wie es dir geht geflüchtimama wenn ich dir in die lieben augen
und du mir auch in meine lieben augen
und so weiter
so süßelt der wind im wolkengarten
so menschelt der hauch ach mein herze!
wei wir sind eh alles menschen und auf wolke nummer summsumm da verstehen wir
und aber wir vergessen nie die wolken was uns trägt –
was uns hier ganz ganz parklandburgig ganz ganz burgendlandisch
in dem leeren himmel hält
und unseren bösen absturz in das nichts
des leeren abgrunds unterm himmel hemmt
dass das die summen stimmen von den menschen seind
jenen menschen in den gemeinden und pfarren gellja
denen DIE DIE KENNEN
nicht auszudenken die würden verstummen süßer flüchti
schaust eh gut treuherzlich
musst dir keine treuen herzenssorgen machen knopfaug glubsch sorglos
aber stell dir einmal vor du schauertst NICHT treuherziglich
stell dir einmal vor die stimmen die die liebe summsi-wolke formen
sie verstummten sie verflüchteten …
na stell dir das einmal vor süßer flüchtemund
dass deiner
in pfarre und gemeiner
keiner
fürspräche flüsterte betete tetete
stell dir mal vor frau flüchtmarie furchtmarie
da dass das zittern auf dein’ lieblich zarten frauenkörper
von der traumatisierung in dem bösen krieg
nicht durchaus gar so lieb und sentimentl sichtlich wär
dass nicht dein brauner busen gar so menschlich anrührend erbebte wenn drohung explosion und tod dir vor die innen augen träten
stell vor dein sohn da drüben wär kein süßer knopf
wär vielleicht gar hässlich und brutal und keineswegs charmant im umgang mit den kindern
die (und wir zitieren irmgard griss) “mit ihnen leben – weil sie in der gemeinde, in der pfarre, wo immer, mit ihnen kontakt haben”
oder stell dir vor der bub wär dumm und lernte nicht die schöne deutsche einszweidrei
statt dessen schrie er nachts und tags ohne kontrolle
wenn sich ein jemand näherte
weil deinem bub ein zugriff in der unterhaut die krämpfe auf die muskeln und den kehlkopf
oder stell dir vor dein mann wär ein trottel
und wüsste nicht den hut zu ziehen in der gemeinde oder pfarre
oder am allerschlimmsten denke dir dein bub wär fuffzehnsechzehn und würd wetzen wollen
die blonde fünfzehnsechzehntochter einer blonden mitarbeiterin im lieben amte
das wär gar nicht gut
in jedem dieser gar nicht guten fälle
wär das gar nicht gut für hier die summen stimmen wolken
da flüchtigten die lieben stimmen sich die dich bis hier in dem barocken flauschegarten hielten
da müsstest du oh fesche flüchtimama in das böse nichts zurück
da können wir uns menschlich noch so gut fesche flüchti!
da müsste dein hässlicher sohn in den krieg zurück
da müsste dein depperter mann in den tod
und du fielest und fielest von wolken ins nichts und ins nichts
wie demokratisch dieser leere himmel eingerichtet ist mit wolkensummen stimmen
die guten hüpfen auf dem weichen wolkenboden rum
die bösen fallen runter
das machen die lieben stimmen der menschen
die so sind wie frau irmgard griss sich menschen vorstellt
genau
und dann stiegen wir von wolke nummer sieben wieder ab
und ab jetzt gibte s wieder Großschreibung, weil was einsickern musste, ist eingesickert.
Natürlich muß das so gefordert werden, mit dem Einbezug der Nachbarn und Lehrer und Bürgermeister, mehr Einspruch mehr Instanz mehr Zeit, klar; eine obszöne Kackscheiße ist diese Verknüpfung von den Grundrechten individueller Leute an Gefühle von anderen individuellen Leuten trotzdem; das ist theorieloser, im Grunde vormoderner Unfug, und am Schlimmsten daran ist, dass er noch das Beste ist, was es in Österreich oder überhaupt in Mitteleuropa unter den Umständen zu fordern gibt; zum Speiben, oh meine Zauberflötenseele; zum Speiben; zum Speiben …
So saßen meine Seele und ich auf dem Kirchhof einer ländlichen Gemeinde.
Da waren weißer Kies und Rosen waren da.
Und wir sinnierten miteinander über die Quelle des Rechts.
Und der Himmel war leer.
Und wir gingen unterm leeren Himmel nach der Bundesbusstation und hielten Nachschau wann der nächste.
Der Bus als er kam und wir einstiegen
meine Seele und ich ins maschinerne Brummen
und aus.