Warten auf GO!


Während die Seewinkel vertrocknen, zerschlagen Starkregenfälle ganze Regionen in Saudi-Arabien und im Erdbebengebiet der Türkei. Während im Lavanttal Quellen versiegen und in der Provence die Grundwasserspiegel sich absenken, diskutieren wir die 100 oder 130er Speed-Marke. Dabei stehen in Deutschland die Züge, und auf den Autobahnen im Ruhrpott stockt es. Dazwischen werden Last-Generation-AktivistInnen von der Straße geprügelt, und der Staatsschutz geht mit Schlagstöcken und Pfeffersprays auf DemonstrantInnen los. Und dies, während Kalifornien zwischen Starkregen und Schneefällen – diesmal keine Feuerwalzen – den Notstand ausruft, im Mittelwesten der USA Tornados ganze Landstriche zertrümmern.

Dazwischen bebt der Planet, und es werden apokalyptische Szenarien als pseudowissenschaftlich, verschwörungstheoretisch einem „Faktencheck“ unterzogen, der sich bei der nächstbesten Gelegenheit auch wieder als Fake erweist. Wer belügt da wen? Oder besser gesagt, wer baut für den anderen Neuland, eine Neuinsel oder eine völlig neue Lebenszelle? Biosphärisch machen sich seit dem ersten Club of Rome Bericht elitäre WissenschaftlerInnen mehr als Gedanken – und doch hat man den Eindruck von Tiefschlafparaphrasen, die sich im Loop längst einzementiert haben, darauf wartend, ob das Rückhaltbecken standhält. Der Flut? Der Umwidmung in Bauland? Der Korruption? Alles wiederkehrende Paradigmen, die sich zeitversetzt im Schneeballprinzip sichtbar verstärken.

Das Kapital hat seine Interessensbekundung abgegeben, um sich aus der Verantwortung mit fetten Gewinnen steuerschonend davonzustehlen. Und dennoch stehen die Zielsetzungen im Diskursraum und werden in den nächsten Legislaturperioden zentrales Thema sein. Mit oder ohne Grün, werden die Realitäten uns zwingen, eine tiefgreifende Änderung unserer Lebensweisen vorzunehmen. Offensichtlich braucht es dafür Zäsuren dringendster Art und Schockzustände, ohne die der Mensch nicht lern- oder handlungsfähig scheint. Konzepte gäbe es ja genügend. Warnszenarien ebenso. Und dennoch wird wissentlich gebrandschatzt, um sich jeder Form von Eingeständnis oder Verantwortung zu entziehen. In Nord-Spanien wurden gerade 160 Brände gelegt …

Es bleibt das große Warten, das „Warten auf Go“ – auf dass es endlich losgeht. Aber diesmal in die richtige Richtung. Ein bewusster Schub. Das Erwarten der apokalyptischen Detailfelder wird im Angesicht der Unausweichlichkeit schon fast langweilig, zumal nicht alles versinken wird. Und dennoch wird mit Angst geschürt: Blackout, Atomkrieg, Bürgerkrieg Asteroideinschläge, Sturmfluten und Zunamis, Sonnenstürme, Bankencrash und Geldentwertung, Robo-Armeen und die totale Überwachung – suchen wir es uns aus.

Aber jetzt um die Osterferien bitte nicht. Da haben sogar KünstlerInnen besseres zu tun, als die Protestbewegung voranzutreiben. Der reine Protest wird aber zu wenig sein. Holen wir die angestaubten Überlebenskonzepte aus dem Eisfach, und lasst uns in eine Zukunft scheinen, die uns allesamt wieder gesünder werden lässt – über die Erde hinaus aus dem Jammertal dreht sich der Mensch. Es hat schon genügend gekrankt. Go! Auf zum nächsten Quantensprung, anstatt Krisensicherheitsgesetze wie Zäune hochzuziehen oder Jalousien herunter zu lassen.