Kein Schiff nicht –


Die Anpassung an eine Massaidecke kann schwer gelingen, wenn man blosse 1, 60 gross und über wenig Sprungkraft verfügt. Hierzulande. Wie sollte man den Kilimantscharo überschauen? Anpassungskulturelle phänomenoglogische Liebhabereien werden gerade ansatzweise diskutiert, um weisser als weiss oder gar „schwarz“ werden zu können oder gar zu wollen? Zumeist liegt das elementarische Unverständnis oder kulturelles Unbewustsein – einer antikolloninalen Gegendebatte zugrunde, was, warum und überhaupt? Kausalketten aus kolloninalen Versklavungsstrategien zeigen natürliche folgenrichtige Nachwirkungen. Wirtschaftliche allgegenwärtige Ausbeutung ebenso. Nur das wir von „Aneingnung“ reden wollten, anstatt über unser angepasstes Verhalten zu diskutieren, dass wir im selben Schiff sitzen – im Senegal nach den Kanaren oder von der Syrte nordwärts. Seit Maya Deren weiss man(n)-frau, dass weisse Frauen Kühlschränke stämmen und werfen können, offenbar mit schwarzafrikanischer Muskelkraft – die Factorymetropole um Andy Warhol hast es geistig beschäftigt. Im Cafe Nil in Graz werden weder Kühlschränke geschleudert, noch kolloniale Gegenstruktukturen entwickelt – im Gegenteil. Graz befindet sich im Annäherungsprozedere -. bei aller Fern- und Sinnsuche. Im Sog einer Sinnsucht der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts hat sich der Architekt Eichholzer mit Gefährten nach Äthiopien aufgemacht, wo ich selbst im Jahr 2000 meinen ersten weissen Schwarzen traf – das war im Jahr 2000. Der Mann hatte offenbar eine Pigmentstörung und war mehr weiss als schwarz. Der Alkohol war, wie mir mitgeteilt wurde, die bleichende Ursache. Überall um Addis Abeba wurde gesoffen. Vielleicht sich „weiss trinken“? Während wir Europäe mit dem scheinheiligsten Hintergründen an Anmassung „niedersaufen“– was als Europa ebenso wie die erweiterten Global Player abtrennt vom Rest der Welt. Am Victoriasee weiss jeder Fisch von Hubert Saupers „Davins Nightmare“. Den Film könnte man als Prolog für Ninja Reicherts Idee und Textfassung „Unter die Haut“ benennen, eine Theaterinsznierung der besonderen Art. 33 schwarzafrikernische Dichterinnen liefern das erweiterte Spektrum, um den Forum Stadtpark Literaturzuständigen Fiston Mwanza Mujila, der eine ursprüngliche geistige Teilauswahl getroffen hat. Im Stück „Unter die Haut“ kommt sein Text über das Erbrechen vor. Unter der Haut gährt es, wie es am und unter dem afrikanischen Kontinent gährt. „Unter der Haut“ zeigt die weissen Flecken an der weissen Hautoberfläche, ohne, dass ein/e Schwarzafrikaner/in im Publikum war – leider. Wir weissen Mitteleuropäer interpretieren zu gerne. Das Theater Quadrat hat eine Aufführung gewagt, die sich weit über die Grazer Grenzen hinaus bewegt, ein Stück, dass grenzenlos mäandert, ebenso in seiner Inszenierung zeitlos wirkt. Man darf sich seinen Eindruck verschaffen – und der ist direkt, gerade und was selten geschieht – wahrhaftig ehrlich und klar. Die Auswahl der Textur, dramatisiert, der Rhythmus und die bühnenbildnerische Qualität geben dem Inhalt mehr als Rahmen – eine gesamt einheitliche Qualität, die mich darauf hinweist, was anderen Inszenierungen oft mehr als fehlt. Danke, dass ich unterwegs „schwarzbraun“ geworden sein durfte um schlussendlich magermilchartig weiss zu erscheinen, wie die Protagonistin gegenüber, die schlussendlich in dem mehr als kritischen Afrikaszenario auch den Mann und das Paradies auf- und herausfordert – als vielleicht schlussendliche Erwartung.

Die grandiosen Männer im Stück: Werner Halbedl und Alexander Krobsch geben dem afrikanischen Kontinent wie dem menschlichen Kontext Rahmen – Danke. Sehenswert. Idee und Text stammen von Ninja Reichert.

Unter die Haut,

Diese Woche: So 22 .05. 18 Uhr

Di 24.05, Mi 25.05, 20 Uhr

Theater im Quadrat

Kaiser Franz Josef Kai 5o

Last floor