Flüchtig


Flüchtig machen sich KünstlerInnen pazifistisch sensibel auf den Weg von Baustelle zu Baustelle, zur Kraftwerksbaustelle, sich den wahren Gegebenheiten stellend. Heisst schon eine Abbaustelle “Schwarze Pumpe”. Die Braunkohlegrabstelle Lausnitz in Deutschland. Der Film “Ende Gelände” läuft sichtbar gerade im <rotor>. Inzwischen hat Österreich gewählt. Eine türkis-blaue Koalition, Farben die zwischen Lapislazuli-Blau und der ostpersischen Türkismetropole Mashad liegen könnten. Die Eigenartigkeit der Farbensehnsucht oder das, was über Gen-Y gerade ankommt, oder zunächst modern scheint – ein altbackener Schein. Mit Farben malt man, schüttet man, – hier spielt man sich offensichtlich. Der politische Malkasten ist auf einem kindlich-österreichischen Niveau nahezu aufgebraucht. Nur die weiss-blasse Rose schimmert noch vergessen aus der Anderswelt, von einer Generation halbvergessen, die Geschichte im Angesicht der Blendung ausgeblendet hat. Das Weiss spiegelt sich jedoch in den AktivistInnenanzügen um die “Schwarze Pumpe” im Film “Ende Gelände” wider. Nur hierzulande folgt man blind dem türkisen Quotendarling, egal wie schwarz seine Augenringe von rechts aus, von den Wahlplakaten schielten. Aber die Kinosuperhelden mit schwarzer Maske agieren anders. Flüchtig unterliegen auch diese einem Vermummungsverbot, das der 31- jährige Kurz mitgetragen hat; einer, der sich die Schließung der Balkanroute zugute halten möchte. Die Schließung der Route hat weder mit Kurz noch mit Strache zu tun. Diese wurde aufoktruiert; wie geöffnet wurde, so wurde geschlossen. Eine Schiebetür, der man den Strom abdreht. Am FI-Zentralschalter sitzen andere Kräfte. Andere als der österreichische Außenminister, der vormalige Staatsekretär und Neu-Kanzler. Dass der Brexit mit den Flüchtlingsstromfrühanalysen zu tun hatte, ist historisch entfallen, und dass die New York Times den Rechtsruck Österreichs als Gefahr für ganz Europa – ebenso für die Welt – ansieht, mag den Österreichern “egal” erscheinen, zu weit weg scheint – wie damals – eine demokratieentwicklungspolitische Weit – wie die Übersicht. Der junge rotbackige Neo-Kanzler-Kurz (die Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ laufen) muss wohl über eine doppelbödige Ordensgemeinschaft aufgepeppelt worden sein, die sich jetzt das Gen-Y injiziert. Dass da Burschenschaften ordentlich mitmischen, ist offensichtlich. Und dass gerade Graz hierzulande als koalitionärer Vorreiter – die Avantgarde als politischer Begriff – fungiert, wird die Stadt wieder ins historische „Fadenkreuz“ rücken. Heute scheint alles türkis. Der Türkis ist der Heilstein der Roma und Sinti, soweit ich mich erinnere, und kommt aus Landstrichen, aus denen dieselben Flüchtlinge kommen, die für Kurz problematisch erscheinen. Der Eindruck entsteht, dass der Spannungsbogen der Polarisation wieder von eben “Hier” ausgeht, so als ob kultur- und menschenrechtliche Entwicklungsprozesse niemals stattgefunden hätten, so als ob einer, der genügend blaue Flecken in Vollkontaktschlägermanier verpasste und nun versucht, seiner Person denkmalgleich ein fleckenreines Image zu verpassen, unerkannt bleibt. Und gerade um die Wahl 2017 wird über medienpolitische Entscheidungsprozesse und einer fragwürdigen Meinungsfindung versucht, die Kunst und die Freiheit der Kunst in ein gewaltorientiertes, separatistisches und anarchisches Eck abzudrängen. Die weissen Schutzanzüge um die Schwarze Pumpe im Film “Ende Gelände” von Oliver Ressler lassen „Furcht“ aufkommen – zu recht. Mit der Unterstellung, dass Ängste und Gewalt über Institutionen wie das Forum Stadtpark, <rotor>, den steirischen herbst initiiert werden, baut sich bloss ein weiterer verdichteter Schatten um den Ankläger, einen vormaligen Schläger – sein eigenster immanenter Schatten vielleicht, seine eigenste immanente Angst vor sich selbst? Vor dem Krieg des eigenen Kopfes muss man die zuständigen und verantwortlichen Politiker aufklären, dass in den letzten Jahren gegenüber der Politik wohl Fragen gestellt werden mussten, kritisch wie provokativ, um eine gesellschaftsrelevante klimatische Veränderung anzugehen, wogegen die Rechte arbeitet. Hat nicht der ehemalige Kulturstadtrat Grossmann gerade die KünstlerInnen aufgefordert, die Politiker wachzurütteln? KünstlerInnen betreten seit jeher oppositionelle Felder, ohne sich einem Parteizwang unterzuordnen. Und dass jeder Faschingsumzug oder Perchtenlauf unter das Vermummungsverbot und unter die inkludiert suggerierten Ängste fallen müsste, zeugt von kultureller Uneinsichtigkeit, Narrenfreiheit und Ungleichbehandlung. Es ist hierzulande ein Leichtes, extremistische Haltungen medial aufzunötigen, wie es auch der venezianische Bürgermeister erst unlängst tat, indem er jeden, der “Allahu Akbar” am Markusplatz ruft, unverzüglich erschiessen lassen möchte… Die Schizophrenie des Eigensten, den Orient zunächt, soweit es geht, auszuräumen, und danach im menschlichsten Sinne zu exekutieren. Das ist politisches Kalkül samt wüster Spekulation, dass mit Toten und Gewalt im Vorfeld gepunktet werden kann. Nur von den fossilen Brennstofftoten will niemand sprechen. Flüchtig huschen Schatten über die weissen Overalls, die Atemschutzmasken, die weissen Kapuzen, die Braunkohlelandschaften und ihre braunen Vergangenheiten, die offensichtlich der politischen “Herr-en-schaft” – Frauen sind in diesem medialen Angriff nicht die Täter – als Anreiz zur ausufernden gewaltbereiten Szene, die uns die hauseigenste Schlägerei vorenthält. Auch wenn alles als Jugendsünde abgetan ist, Blut war ja geflossen. Dies aber nicht über das Plakat oder den kritischen Film “Ende Gelände.” Dass dann gerade der Grazer Vizebürgermeister M. Eustacchio Gewaltangst propagiert, scheint mir bedenklich – macht mir aber keine Angst mehr. Superhelden agieren anders. Flüchtig mache ich einen tänzerischen Side-Step und werde über San Marco wieder hierher zurückkehren. Vielleicht muss man einen Nagel in den Stock im Eisen oder ans eiserne Tor schlagen, um völlig vandalen- und gewaltfrei der wirklichen Barbarei und der Volksvergiftung zu entkommen; an den Nagel einen Ölfilter hängen – verkehrt, um etwaigen zunehmenden Verkehrsaufgebot bereits im Vorfeld ein Mahnmal zu setzen. Automobilautomatisch notwendigerweise, als ein der Stadt angepasstes kritisches Verkehrsleitkonzept, die Parkhäuser und Garagen an den Randzonen der Stadt zu verankern. Das Abfackeln von Autos ist nicht zielführend; und wenn ich Tubeways in die Stadt setzen könnte – warum nicht etwas mehr Utopie und Luft? In solaren Tubeways liegt die Zukunft aller Transportprobleme. Oder wir spielen weiter dramatisch Werner Schwabs erstem Stück hinterher: “Endlich Tod. Endlich keine Luft mehr.” Sein Sohn Vinzenz Schwab hat Musik und Sound Design in den Oliver Ressler Filmen “Everything coming together while everything falling apart“ und “Ende Gelände” zur schwarzen Pumpe zugespielt. Zu sehen zur Zeit im <rotor>. Anzusehen!