Block-Dawn-Age


Es müssen wieder Jahre vergehen, bevor man im Rückspiegel der Kulturerhaltungsversuche erkennt, was und vor allem wie es geschehen war. Und wieder keine Kunst- und Kulturstadträtin. Ob Günter Riegler, der erst vor kurzem noch von einer guten Kulturbudgetausstattung im Rahmen der 2020 Kulturstadt-Graz-Feier gesprochen hat, seine Kunst – und Kulturagenden entsprechend wahrnimmt, wird man nun im Lockdown sehen. Es geht nicht nur um die Kulturbetriebslandschaft, sondern um die einzelnen Agenden der Künstlerinnen selbst, dort liegen Existenzen blank. Und auch vor Corona sind Existenzen in Frage gestanden. Das „Linke Gsindl“ will kein höfisches Theater um Events mit alten weißen Herren wie Sting, Brian Eno oder ein inszeniertes Renaissancemuseum in der Grazer Messehalle. Es geht nicht immer darum, wer wem die geführte Hand ins goldene Buch der Stadt Graz bedient, es geht um die entsprechende Leistbarkeit und eines liegt auch klar auf der Hand – Graz wird sich nicht alles leisten können. Der Lockdowntag kostet angeblich österreichweit 1 Mrd. Euro – eine Summe die meiner Vorstellung entgleitet, da ich mit maximal zwei 00en kämpfe. Die ergrauten Denkmalpfleger des Eigenerhaltes übersehen zuoft das Kreativpotential von zwei Generationen, welche dasselbe Anrecht auf Meinung, auf Kunst und auf Förderung haben, wie jene, die Kunst und Kultur für sich beanspruchen und entscheiden, was opportun und ins Gesamte passt. Das gerade Zusammenrücken in Blöcken findet gerade in Quarantänegemeinschaften statt, die nur zu oft von Angst der Gefährdung der Eigenexistenz geprägt sind. Eine Angst vor dem Unsichtbaren, dem imaginären Feindbild, dem Gefährder, der überall lauert, selbst im eigenen Blockdenken, vor allem aber im Gegenüber. Im Wir-Bewusstsein dachten wir, wir wären unter uns und schon ist etwas nach Außen gesickert und gefährdet das harmonische Miteinander einer Blocksymbiose. Aber nicht jede Kleinigkeit löst ein blockgefährdendes Erdbeben aus oder erzwingt Veränderung. Und woher sollte sich dieses Bewusstsein verbreiten, wenn der Medienkauf immer offensichtlicher und die politischen Agenten Medien auch in jeder Form benutzen oder Missbrauch zum Normalfall geworden ist. Auch die Kulturblockbauten sind da verstrickt und es gehört nun schon fast zum guten Ton des Kulturauftrages, dass Jeder Jeden „kennt“, also auch überwacht. Der wechselseitige Misstrauenvorschuss, der ja eigentlich immer annähernd-kleiner werden sollte, wächst und kontrolliert sich mit sämtlichen digitalen Errungenschaften wie von selbst. Schon längst ist das geschehen, ins Unterbewusste eingesickert, und hat die Schutzkultur unterwandert. Mit „schützenden Händen“ hat das wenig zu tun – außer für Einzelne und angepasst Privilegierte. Bürgerlich betrachtet bezahlt das die Allgemeinheit mit Steuergeldern und die Fragestellung des Ausgebens erzeugt wieder einen dicken geröteten Hals mit vorquellender Aderlandschaft des jeweiligen gegenüberliegenden Blocks. Einzelne verbluten dazwischen. Evaluiert betrachtet haben sich Musterfondlandschaften herausgemausert, die sich „völlig unparteiisch“ verclustert haben, um jede Form von politischen wie auch pandemischen Druck im Wechselspiel zu überdauern, eine eingeschworene Schicksalsgemeinschaft in ihrer Blocksiedlung, im erweiterten Office, eine Sekte, die es ohne sich gar nicht geben würde. In der politischen Sumpflandschaft Österreichs, wo gerade einiges oben aufkommt, steckt Kultur und Unkultur da mitten drin. Die einen hocken in der Blasengemeinschaft drinn, und die anderen mit Stichwaffen, mit Stacheln, der Freiheit der Kunst und ihres jeweiligen Ausdruckes entsprechend treten von außen näher – und Blasen platzen. Die Blockmentalität ruft Kapos, Blockwarte und Stasimethodisten auf den Plan, die jeweilige Zugehörigkeit und Loyalität zu überwachen. Ich oder Du. Ansonsten schnelle Anklage, Vorverurteilung und Rufmord. Das Vorgeben einer Union oder der Blocklandschaft erwies sich zeithistorisch als Illusion. Aber hier in diesem Bedienungsladen geht es um Geldmittel, die mit der entsprechenden Camouflage, dem Blockwissen und vorgespielter Eigenleistung noch pirschen. Tarnen und Täuschen, das hat sich verinnerlicht und längst standardisiert. Berechnend soll die Kunst nie werden – aber gerade das ist sie längst geworden. Aus dem Block-Down heraus kann man sich auch mit verjüngenden Methoden an dieser Pandemie und ihren Mutationen biologisch-homöopathisch vorbeitheatern, ohne den karthasischen Effekt des gerade im Ganzen lauernden Virus zu erkennen. Staatliche Black Out Trainings sehnen gerade solche Szenarien des Survivals herbei ohne mit der Kunst- und Kulturszene zu korrespondieren. Da steht man zwischen Wänden eines Covid-Denkmals und fragt sich welche Antwort zurecht. Die Kunst als avantgardistischer Survival, als Überlebenstrip einer pandemischen Einvernahmung, – einschließlich dem Tod zu entkommen.  Aber die Taschen des letzten Hemds nehmen schlussendlich doch wieder nichts mit, während der Rest in seinen Blöcken das Survial zelebriert. Auf den Balkonen Gesangskünstlerinnen, die das Szenario erhebend beklingen lassen, über den 1. Stock hinaus und weiter. Aber die vorprogrammierte Sollbruchstelle ist noch nicht erreicht, ein Bruch auf den sich alles zubewegt. Wie prophetisch auf diesen Wegintervallen sich der kreative Schlafende im Augenblick bewegt, ist gerade schwer im Rückspiegel einer versiegelt scheinenden Zeit sichtbar, zumeist bleiben jene unerkannt oder angefeindet. Die Meinungsbildung beschleunigt den jeweiligen anderen Block der Marktschreier und Medienmacher, die wahren Herrscher im Blockyard. Und jeder hat sein „Staatsfernsehen“ und schmückt sich mit Quoten und Nationalismen. Die Kriegsrethorik gehört selbstverständlich dazu. Das hält auf Trab. Niemand redet mehr von der Freiheit im Anderen, jeder fühlt sich gefährdet – den Tod im toten Winkel, eben von Jenen abgewählt oder ausgelöscht werden zu können. Der Angstwerber steht neben dem Empfänger – dem Blockempfänger, der sich auf einen Teil der Verfassung beruft, aber die anderen Teile derselben Verfassung geleichzeitig unwissend bekämpft. Trotz 5G oder gerade deshalb schiebt er testweise seine Antenne in Richtung jener, denen ein G zu wenig war. Die Strafexpedition, die man kurz vor dem Krampus ins Fenster stellt, wird den kids on the block Sylvester sicher nicht vermiesen. Feuerwerkskörper werden ja gerade aus Den Haag zur Gefahr gemeldet, die menschenrechtliche Kriterien mit staatlicher oder mit Street-Riot Gewalt eben überprüfbar machen. Die Lunte ist gezündet. Der Saboteur war unsichtbar maskiert – und man könnte meinen auch ungeimpft. Dafür hat man einen Strafgerichtshof, der für Kleinfische nicht zuständig ist. Die Kommune Graz wird zeigen, wie der Blick von Unten sich auf den Aufbruch zur Mitte nun ins neue Jahr auswirken wird – ohne Strafvollzug und Verbotsorgien hoffentlich. Welche Welle auch gerade über uns kommt, die damals ideale Deutsche mit „- unsere Mauern sind Extrabreit“ und „Keine Angst“ hatte durchaus Nachvollziehbares. Die kritische Textur wurde verstanden und war nicht sosehr dem Strategoflechtwerk verfallen, das seinen vernebelnden Atem längst als Patinapartitur an den Rückspiegel der Nachbetrachtung gelegt hat.