Es geht darum, einen Rechtsruck im Land zu verhindern, sagte ER, wie ER zuvor sagte, dass der Dritte Krieg ein Wirtschaftskrieg sei. Wenn die Krone vom “Totalen Chaos” schreibt, indem sie die SPÖ versinken lässt, bereitet sie gerade dem Rechtsruck den Boden. Als langjähriger Grünwähler fühle ich Friktion wie Aversion, je näher der Wahltag kommt. Man pochte auf Zuverlässigkeit und was blieb, war demonstrativ-spekulatives Abwarten – warten woauf? Gleichzeitig wird offen Chaos, Anarchie und Polizeigewalt in Katalonien demonstrativ den demokratischen Errungenschaften von direkter Demokratie mehr als optional als Rute ins Fenster gestellt. Die spanischen Sperrreiter am Palais Attems haben etwas kriegerisch Beschwörendes. Ob die Grünen sich in die Regierungsprofile tiefer einbringen können, bleibt ebenso offen wie die Einsichten eines Peter Pilz, die im ersten Moment verschwörungstheoretisch erscheinen mögen. Pilz spricht ganz offen islamistische Brückenköpfe und ein radikales Netzwerk an, das sich über ganz Österreich ausgebreitet hat und fordert den Verfassungsschutz zum Tätigwerden auf. Die Gesinnung türkische Geheimdienstaktivitäten verstärkt zu überwachen, hat mit zunehmenden Rechtsdrall nichts zu tun, rückt den Überwachungsstaat nur in ein neues sicherheitsstrategisch erweitertes Licht. Das, was Fritz Ortner in “Auswege” schon eingefordert hat; sich eben hier nicht unterwandern oder radikalisieren zu lassen. Und erst unlängst zum Tag der Demokratie wurde die Liste Pilz vorgestellt. Dabei wurden direkte Demokratie, direkt demokratische Zugänge und Prinzipien über ein klassisches Wahlprogramm gestellt. Die Demokratie war ja längst dabei, unterwandert zu werden und ist jeder basis- und direkt demokratische Ansatz notwendiger Ausgleich. Manipulative Blindgänger sind hier wie dort am Werken und fordern einen genauen Blick – die erweiterte Schärfung der Kunst. ER hatte vor Jahren ein unsichtbares Kondom über das Lichtschwert gezogen. Blauer Latex, der die kriegerische Schwertschneidigkeit verhindern könnte – wenigstens symbolisch. Ein geschärfter Blick wird gerade aus pazifistischer Notwendigkeit im Hier und Jetzt eines Dritten Krieges mehr als nötig. Und wie nah dabei die Wirtschaftsgeschwader an die Kunst bereits herangekommen sind, lässt sich buchhalterisch-rechnerisch ausmachen, wie der unterwürfige Finanzhabitus, der nach “neuen Finanzströmen” , irgendwo zwischen Mäzenatentum, Product Placement und Sponsoring schielt. Das gewinnorientierte Einkaufssackerl ist dabei. Und hintergründig läuft längst die Aushöhlung der entwickelten Förderprinzipien. Ob das ein VP-Anliegen ist oder war, wird kurz oder lang die Zeit weisen – die Richtung scheint darauf längst vorprogrammiert zu sein. Dabei geht es weiter darum, kritische und oppositionelle Kunstpositionen in die schwer auszumachende Randexistenz zu verdrängen, um Event, Vereinskultur, Programmkultur, Museen und Hochschulen in Förderzusammenhängen rechtfertigend zu fördern. Dabei sind die Förderkreisläufe zueinander längst politisch und versorgungstechnisch angelegt. Und dabei geht es längst nicht mehr um den/die KünstlerInnen. Nur zu gut ist mir der Satz “Die Hand die einen füttert, beißt man nicht.” in Erinnerung. Wie weit ich dabei eine animalische Bissrichtung der KünstlerInnen ausmachen kann? Persönlich erwarte ich mir von der Kunst Schärfe und einen glasklaren Spiegel, um die offenen Zustände einer Nomenklatur deutlich aufzuzeigen und die nötigen künstlerischen wie demokratischen Fragen im “HERE NOW” aufzuwerfen. Gerade, wenn offen politisch die Nachbestzung des Kulturamtes, verwässert und zur politischen Spielwiese einer untragbaren Einflussnahme verkommt, sind die KünstlerInnen selbst dringend aufgefordert. Hearings auszusetzen oder abzusagen ist nur eine der zynischen Taktiken dieses Vorwahlkampfes und der politischen Hintergründigkeit. Man kann das durchaus mit den letzten Baumfällungen, dem Kahlschlag um die letzten Wahlen vergleichen – ein Schaffen von vollendeten Tatsachen um das Murkraftwerk. Und das am besten über Nacht. Mit direkter Demokratie hat das wenig zu tun und grenzt ebenso an die erwähnten Geheimstrategien, die man anderen östlichen Diensten vorenthalten wollte. Gerade von dieser Postenbesetzungsstrategie wird eine aktive und kritische Kunst- und Kulturpolitik unterwandert und behindert. Und das ist gerade die grosse Versuchung dieses herbstes 017, alle vorangegangenen Strömungsmuster auseinanderzunehmen. “Es ist Zeit” zu propagieren, als ob das Land übernommen werden müsste. Ein kreislender Plan, der im Vorfeld immer verschwörungstheoretisch daher kommt. Danach war dann alles wieder klar und deutlich. Wenn die Identantin des herbst Veronica Kaup-Hasler nach “Sehnsucht nach einer Zukunft, nach einer, die wirklich ist” spricht und dabei den zwischenzeitig verstorbenen David Bowie zitiert, stellt sich die Frage nach Zukunft gerade im Jetzt – wo stehen wir jetzt? 50 Jahre rückwärts – und vorwärts, mit der Anerkennung, dass gerade die Kunst Geigerzähler der heutigen politischen Geschehenslandschaft ist. Wie eigensinnig sich dabei die Avantgarde anfühlt, die lange, viel zu lange, in die offenbar verkehrte Richtung geritten war. Tote Pflanzen überwuchern eine Hausfassade der Mürzfurche, liefern amorphe Strömungsmuster um Elfriede Jelineks Totenkinder. Ob die Nobelpreisträgerin im ewigen Kreislauf wieder den Archetypus der Aventgardistin berührt ist schwer auszumachen – die Kinder der Toten haben nicht unwesentlich zum Nobelpreis beigetragen. Die Klammer scheint wie so oft in einem Sicherheitsdenken angekommen zu sein – und es funktioniert. Die herbst-Eröffnungsperformance bewegte sich zwischen pseudo-erotischer, lustbetonter Latextorgie und vertrockneten Luftwurzelgeflechten, die sich auch kulturpolitisch einer vertrockneten Vergangenheit, aus der Zeit geraten, annähern. Ob dabei das Studium von Geschichte oder das Heraufbeschwören von Toten uns weiterbringt, wird eine utopischere Perspektive bei allem Unverständnis zukünftig deutlicher noch zeigen müssen. Dem Morbiditätsfeldern werden Kreativfelder gegenüber gestellt werden, oder um den Baumeister des Kunsthauses Colin Founier zu zitieren: “Das Kunsthaus hat mehr Erotik als die Eröffnungsperformance des steirischen herbst.” Über Sinnlichkeit der Performance und Köstlichkeit der Gaumenfreuden streiten sich noch Mann – Frau. Und dabei blinzelt das georgische Totenhaus schon in die zukünftige – morgige Amtsepoche herein, die das Grazer Kulturamt in die Täler des Mürzer Oberlandes hinaufschielen lässt; den Ruf inkludiert, endlich herunter zu kommen, zu landen. Wir brauchen aus dem Umfeld Perspektiven, Lebendigeres noch – und Visionen. ER bedankt sich, dass gerade Visionen berücksichtigt und erhört werden. Die Weitsichtigkeit der visionären Vektorspitze ist dabei keine Maßeinheit, sondern klares Zeugnis, was sich längst heraufbeschwört hat. Zu welchem Zeitpunkt uns dann die Lebendigste der Selbsterkenntnis das blaue Latex von den Köpfen zieht, bleibt abzuwarten; der leere Raum hat sich längst gefüllt und Peter Cook und Peter Brook haben mehr als nur einen Boden in die Vergangenheit hinein verlegt. Der Kaiser, der Impressario, der Stadtrat, die KuratorInnen und auch der schwabsche Faust rennen mittlerweile nackt herum, ohne es bei allen bemerkenswerten Treffen bemerkt zu haben. Man darf nun endlich die kunstverfertigten Legislaturperioden mit Spannung in das HERE – WE ARE NOW herein verfördern. Ganz direkt und demokratisch. Und dazu gibt es ein herbstlich frisches Pilz-Parasol-Risotto und ein Pils dazu.