Coro-Cocon


Die Kosmologie des Eigenbehafteten spiegelt sich wunderbar in der Schalenkrümmung der Maske, die ich von einer Sprayerin frühzeitig zu Corona erhalten habe. Ein Sammelsurium an intergalaktischen Bindungen und Verbindungen, die sich unter dem einsichtigen Elektronenmikroskop wieder anders darstellen, als in der eigenbefindlichen Selbsterkenntnis. Da liegen die wechselseitigen Bahnen klar festgelegt, in deutlicher Fertigkeitsstruktur und entstehen mit jedem Atemzug mehr jener expandierenden Universen und Galaxien, die sich allesamt in der Halbschale meiner Maske tummeln.

Ob ich nun mehr oder weniger Sauerstoff in meine Lungenflügel bekomme, steht erstmals gar nicht zur Frage – das ist im gegenteiligen Ansatz des Nicht-Zuviel-Luft-Holens inkludiert, als sogenanntes inkludiertes Risiko, eben auch dadurch sein vorbelastetes Bronchialsystem massiv zu schädigen. Bei aller sonstiger Gefährdung, die schon durch das freie Atmen zuvor eingeatmet wurde. Auch Feinstaubpartikel landen im Atem und bilden verkrustete sedimentäre Ablagerungen. In Immissionsgesetzen zu wenig berücksichtigt, während ganze Weltlungenzonen gerade im vollsten Bewusstsein abgebrannt werden, erinnert sich das Schwabdrama „Endlich Tod. Endlich keine Luft mehr,“ an ein langsames Ersticken, damals ohne Covidbezug geschrieben. Luft mehr – Hochschwab ist nun ein erweiterter Versuch sich dem Hochschwabmassiv anzunähern, den einmaligen Wasserreservoire – und Luftgütespeicher und der Heimatbodenlandschaft schlechthin; dort herrscht eine Lüftung und auch Belüftung um ein Klima von oben, das die massiv vorbelasteten Lungenflügel belüftet, eingehaucht, ohne ein Wenn und Aber.

Dort, wo der See ein noch Grüner ist, plätschert alles flussabwärts zum Feuchtgebiet der Stadt hin, deren Kulturlandschaft sich gerade bei aller Erweiterung der Kampfkunstzonen ab- und ansagt. Wenn man die Gondeln auf den Berg absagt, könnte man doch eine Rolltreppe nach Hong Kong – Muster übernehmen, aufwärts, im skalalogischen Programm der vielen Aufstiegshilfen einer Stadt und ihrem Berg.

Wenn die GrazerInnen schon im Berg herunterrutschen können, ohne Angst vor einer Ansteckung – welcher Idee auch immer – haben zu müssen. Im Berg drinnen ist die Luft feucht; im feuchten Milieu fühlen sich die Flughunde wohlig daheim, von denen angenommen werden kann, dass sie gegessen virale Überträger sein können. Aber hierzulande isst man die Flughunde nicht, dafür werden unverwertbare Schweinereianteile nach China exportiert. Ob das Weltimmunsystem dadurch eine Stärkung erfährt, bleibt fraglich – und mehr als das. In einer immunschwachen Welt sterben Menschen aus dem Risiko heraus, jener weltengeschädigten Lungenflügelgruppe anzugehören, um dann vor der Pestsäule am Karmeliterplatz – man darf sich das so vorstellen – eine Saftbar im Brunnenbecken zu einem Event abgehen, um der Stadt ein bisserl Ibiza zu schenken, wo dann der Ballermann und die Ballerfrau eventisierte Reigentänze aufführen, die sich in einer so geplagten Zeit, wie ein Totentanz anfühlen, bei dem die Abstandsregeln und Mundschutzverordnungen ausgesetzt sind, weil sich der parasitäre Aussatz als Geisteskrankheit, schon längst mutiert, in seiner planetarischen Umkreisungsbewegung längst übertragen hat, sodass sich gleichzeitig das künstlerische Können – man muss ja was können – über die Piazza di Corona eine skulpturale Aufstiegshilfe zu einem städtischen Plan und seinen Menschen abliefert, die dann aus den schwarzen Löchern und den Kreisläufen aufsteigen, sich entpuppen, aus dem Coronacocon herausschlüpfen und mit leichten Flügelschlag leichtluftig aufflattern, und so der dumpfen Kampfkunstzone eines aufgesetzten Totentanzes ins erweiterte haltbar gemachte Ewigkeitsleben hinein entkommen.

Flugs, wie mein zweiter Film „Die geretteten Köche“ nach Alfred Kolleritsch nun seinen Weg ins Forum Stadtpark findet, 22 Jahre nach seiner urigen kulinarischen Aufführung im steirischen herbst damals. Schwimmen miteinander im Heilbad anstatt einer Saftbar war angesagt und einer der Protagonisten sagte lustverspielt: „Fliegen …“ Seitenweise. Leise. Fliegen.